Pflanzanleitung für alte Streuobstsorten

1. Die richtige Sortenwahl
* Regionalität: Wählen Sie Sorten, die in Ihrer Region heimisch sind. Diese sind optimal an die klimatischen Bedingungen angepasst. Einige Sorten finden Sie in unserer Übersicht.
* Vielfalt: Pflanzen Sie verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Reifezeiten. So können Sie über einen längeren Zeitraum ernten.
* Robuste Sorten: die im Supermarkt erhältlichen Sorten benötigen einen hohen Aufwand an Pflanzenschutz. Wählen Sie alte Sorten, die von Natur aus robuster gegen Schädlinge sind.
* Beratung: Lassen Sie sich von Experten beraten. Der Landschaftspflegeverband MTK kann Ihnen bei der Sortenwahl behilflich sein. Den Kontakt finden Sie hier: www.streuobst-mtk.de
*Information: Informieren Sie sich über alle Arten von Streuobst beim BUND-Lemgo hier geht’s zur Obstsortendatenbank: www.obstsortendatenbank.de
* Befruchtung: Viele Sorten sind selbst unfruchtbar (triploid) und benötigen eine andere Sorte als Befruchter in der Nähe.
2. Der optimale Standort
* Sonnig: Streuobstbäume benötigen viel Sonne, um gut zu gedeihen.
* Durchlässiger Boden: Staunässe sollte vermieden werden.
* Ausreichend Platz: Planen Sie genügend Abstand zwischen den Bäumen ein, damit sie sich optimal entwickeln können. Bei Hochstämmen sollte ein Abstand von 10 m zwischen den Bäumen eingehalten werden. Je kleiner der Baum ist, umso kleiner können die Abstände sein.
3. Der richtige Zeitpunkt
* Die beste Pflanzzeit ist der Herbst ab Oktober, solange der Boden nicht gefroren ist. Im Frühjahr muss der Baum sich einerseits verwurzeln, andererseits Blätter bilden, dazu kann noch Trockenstress kommen. Sicherlich kann auch im Frühjahr gepflanzt werden, die beste Pflanzzeit ist er jedoch nicht. Dies gilt insbesondere für Wurzelware (sogenannte wurzelnackte Bäume), in abgeschwächter Form jedoch auch für Containerware.
4. Die Pflanzung
*Baum vorbereiten: wurzelnackte Bäume sollten mindestens 24 Stunden vor Pflanzung mit dem gesamten Wurzelballen in Wasser gestellt werde, damit die Bäume besser anwachsen.
* Pflanzloch ausheben: Das Pflanzloch sollte doppelt so breit und tief sein wie der Wurzelballen.
* Wurzel beschneiden: vor dem Einsetzen des Baumes werden die Wurzeln kontrolliert und beschädigte, abgeknickte Wurzeln rausgeschnitten, da hier Infektionen in den Baum eindringen können.
* Boden lockern: Lockern Sie den Boden im Pflanzloch auf. Bei lehmigem, undurchlässigem Boden sollte, soweit möglich, dieser durchstoßen werden. Alternativ kann die unterste Schicht (Drainage) mit Sand, Tuff- und/oder Lavastein vermengt werden. Das Pflanzloch ist dann entsprechend tiefer auszuheben.
* Wühlmauskorb einsetzen: zum Schutz der jungen Wurzeln wird in das Pflanzloch ein Wühlmauskorb eingesetzt. Dieser wird so zurechtgebogen, dass er nach unten und seitlich vollständig geschlossen ist.
* Baum einsetzen: Setzen Sie den Baum so ein, dass die Veredelungsstelle etwa 10 – 15 cm über dem Boden liegt.
* Pflanzloch auffüllen: Füllen Sie das Pflanzloch mit lockerer, durchlässiger, humoser Erde auf. Falls Sie wurzelnackte Bäume pflanzen, sollte dies schrittweise erfolgen und zwischendurch der Baum immer wieder leicht gerüttelt werden, so dass sich die Erde gut zwischen die Wurzeln setzen kann. Ist der ganze Wurzelballen in der Erde, schließen Sie den Wühlmauskorb so, dass der Schutz bis zum Stamm reicht. Abschließend wird bis 10 cm unter der Veredlungsstelle aufgefüllt und die Erde leicht festgetreten.
* Angießen: Gießen Sie den Baum gründlich mit 30 bis 50 Liter an.
* Baumpfahl: Ein, besser zwei Baumpfähle geben dem jungen Baum halt und stellen sicher, dass er gerade wächst. Er wird so festgebunden, dass er nicht gegen den Pfahl gedrückt werden kann.
* Anstrich: Ein weißer Stammanstrich verhindert thermische Spannungsrisse in der jungen Rinde, durch die Schädlinge eindringen können.
*Baumscheibe: aus der restlichen Erde und der Grasnarbe wird rund um die Baumscheibe ein Gießring geformt. Die Baumscheibe hat einen Durchmesser von mind. 1 m und ist die ersten 5 Jahre von Fremdbewuchs freizuhalten.
*Pflanzschnitt: Wurzeln und Krone stehen in einem Gleichgewicht. In der Baumschule hat der junge Baum beim Ausgraben Wurzeln verloren. Dies muss durch einen zeitnahen Pflanzschnitt korrigiert werden. Ebenfalls dient der Pflanzschnitt dazu den zukünftigen Kronenaufbau festzulegen.
5. Die Pflege
* Regelmäßig gießen: Vor allem in den ersten Jahren ist eine ausreichende Wasserversorgung wichtig.
* Kontrolle: die Anbindung muss regelmäßig kontrolliert werden, dass sie sich nicht lockert, scheuert oder einwächst.
* Düngen: Düngen Sie den Baum im Frühjahr mit Kompost oder organischem Dünger.
* Schnitt: Ein regelmäßiger Schnitt fördert die Entwicklung des Baumes und den Ertrag. Es muss genug Licht und Luft in die Krone kommen, damit diese nach Regen gut abtrocknen kann.
* Schädlingskontrolle: Achten Sie auf Schädlinge und Krankheiten und ergreifen Sie bei Bedarf Maßnahmen.
Zusätzliche Tipps
* Informieren Sie sich über regionale Förderprogramme für Streuobstwiesen.
Diese Programme sind uns bekannt:
www.mtk.org/Förderung-der-Streuobstwiesen-4149.htm
* Schließen Sie sich einer Streuobstinitiative an, kommen Sie zu unseren Pflanzaktionen oder Aktiven Treffen des BUND Hofheim und tauschen Sie sich mit anderen Streuobstliebhabern aus.
* Seien Sie geduldig. Es dauert einige Jahre, bis ein Streuobstbaum vollertragfähig ist. Neu gepflanzte Hochstämme sollten die ersten 5 Jahre keine Früchte tragen, sondern ihre Kraft in die Holzbildung (Wachstum) stecken, ansonsten vergreist er vorzeitig. Danach kann er beginnen, Stück für Stück, Früchte zu bilden. Dies wird über den Baumschnitt gesteuert.
* Überlegen Sie, eine bestehende Streuobstwiese zu übernehmen. Altbäume können gepflegt und Lücken durch Neuanpflanzungen geschlossen werden. So wird Bestehendes bewahrt und Neues gefördert. Von Anbeginn an kann geerntet und gleichzeitig dem Wachstum der neuen jungen Schützlinge erfreut beigewohnt werden. Für die Pflege von Altbäumen kann der Landschaftspflegeverband des Main-Taunus-Kreises (www.streuobst-mtk.de) bei Bedarf Personen vermitteln, die über entsprechende Erfahrung verfügen. Bei Altbäumen ist ein Erhaltungsschnitt nur in mehrjährigen Abstand erforderlich.
* Für den Artenschutz sind niedrige Hecken an den Rändern von Streuobstwiesen mit standortgerechten Gehölzen eine Wohltat. Nur so entsteht ein vielfältiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Neu angelegte Streuobstwiesen sind in den ersten 10 – 15 Jahren für die meisten Tierarten leider wenig attraktiv. Daher sollten alte, absterbende, aber auch bereits gänzlich abgestorbene Bäume stehen gelassen und nicht beseitigt werden, sie bieten vielfältige Unterschlupfmöglichkeiten sowie ein reichliches Nahrungsangebot. Eine Neuanpflanzung kann in den Zwischenräumen erfolgen, bzw. ca. 5 m vom absterbenden Baum entfernt.
* Habe ich Freude an einen vielfältigen, naturnahen Pflanzenwuchs, ist die Wiese zwischen den Bäumen extensiv zu bewirtschaften, d.h. kein Dünger, max. 2 Schnitte im Jahr – ca. Mitte Juni und ab Mitte September. Zahlreiche Insekten werden es Ihnen danken.
Mit diesen Tipps können Sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen aber auch der Artenvielfalt leisten und sich an köstlichem, selbst geerntetem Obst erfreuen.