Ernährung 2.0
Unsere Ernährung braucht ein Update
Iss besser für dich!
Wie sieht eine klimafreundliche(re) Ernährung aus?
Was kann jeder tun?
Und leckere Rezepte für ein besseres Klima :-)
Hier geht´s zum PDF.
Essen, Natur, Tier und Wir
Was unser Fleischkonsum mit Umweltproblemen zu tun hat
Die industrielle Fleischproduktion schadet dem Klima und verbraucht viele natürliche Ressourcen. Die Tiere werden auf Hochleistung gezüchtet und selten artgerecht gehalten. Das ist schlecht für die Tiere, den Menschen und die Umwelt.
Hier findest Du die wichtigsten Zahlen auf einen Blick!
Essbare Stadt Hofheim
Städtische Flächen zum Anbau von Lebensmitteln nutzen und sie allen Bürgern zugänglich machen, ist das Ziel des Projekts Essbare Stadt, das seinen Ursprung in England hat. Auch Grünflächen der Stadt Hofheim für den Gemüse- und Obstanbau nachhaltig umzugestalten, bietet viele Chancen und Möglichkeiten: Das städtische Grün wird mit allen Sinnen erfahrbar – es erfreut nicht nur das Auge, auch der Duft und der Geschmack wird erlebbar. Dabei stehen bei der Essbaren Stadt Hofheim vor allem Nachhaltigkeit und Biodiversität im Mittelpunkt. Wie unterscheiden sich zum Beispiel die verschiedenen Himbeersorten genau in Geschmack, Duft, Farbe und Form? Beim unmittelbaren Erleben des Reifungsprozesses im eigenen Viertel entsteht mehr Bezug zu heimischen, regionalen Nahrungsmitteln. Menschen jeden Alters bekommen so die Möglichkeit mitzugärtnern, zu lernen und zu ernten.
Hier darf geerntet werden
Essbare Stadt Hofheim – Essen für alle im öffentlichen Raum anbauen
Beim gemütlichen Sonnenspaziergang am Schwarzbach Zucchini und Paprika direkt aus dem Gemüsebeet fürs Abendbrot ernten, auf dem Fichtespielplatz die Kinder an Johannisbeersträuchern naschen lassen, von Feigenbäumen rund um das Wasserschloss süße Früchte direkt vom Baum essen. Was in Hofheim noch nach Garten Eden Utopie klingt, ist in anderen Städten längst Realität.
In Frankfurt bauen die GemüseheldInnen in öffentlichen Permakultur-Gärten Gemüse an, mit dem Ziel auf kleiner Fläche maximale Ernteerträge herauszuholen. In Kassel haben Mitwirkende des Projektes StadtFruchtGeNuss rund 500 Obst- und Nussgehölze im öffentlichen Raum gepflanzt. In Andernach hat die Stadt selbst das Projekt „Essbares Andernach“ im Jahr 2010 ins Leben gerufen: aus den städtischen Mitteln zur Bewirtschaftung der Grünflächen wird von professionellen Gärtnern gesät, gepflanzt und gejätet. Eins haben alle drei Projekte gemeinsam: das Ernten und Essen ist für alle Menschen kostenlos. Dabei stehen Nachhaltigkeit, Ökologie und Biodiversität im Mittelpunkt.
Begonnen hat die städtische Nahrungsmittel Bewegung 2008 mit einer Gruppe von vier Frauen in Todmorden, Großbritannien, die gemeinsam das Projekt „Incredible edible“ (zu Deutsch „Unglaublich essbar“) gegründet haben, das bis heute erfolgreich läuft und wächst. Zahlreichen Städte in Großbritannien und der Welt haben sich inzwischen von dem Projekt inspirieren lassen. Es gibt Filme dazu in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken und der preisgekrönte Dokumentarfilm „Tomorrow“ lief in vielen Kinos bundesweit. Bedenken und Einwände kommen am Anfang viele, beschreiben Organisatoren: Wird das nicht sehr teuer? Sieht das denn schön und gepflegt aus? Gibt es überhaupt Bedarf? Nun laufen die Projekte teilweise über 10 Jahre und die anfänglichen Befürchtungen sind erfreulicherweise nicht zum Problem geworden. Stattdessen haben sich eine Vielzahl unverhoffter positiver Nebenwirkungen eingestellt: Einige Städte beschreiben einen deutlichen Rückgang von Vandalismus und Vermüllung der Grünflächen und eine Zunahme an positiver Identifizierung mit Ihrer Stadt. Die essbaren Inseln werden zu Orten der Begegnung, des Austauschs und des Lernens. Jeder kann das Heranwachsen regionaler Nahrungsmittel miterleben und dabei das Bewusstsein für die eigene Ernährung schärfen. Respekt und Wertschätzung für die hauptberuflichen Erzeuger unseres Essens – den Landwirten – wachsen parallel zu den Früchten der Pflanzen. Es ist etwas Anderes, das Wachstum jeden Tag mitzuverfolgen, statt die reifen Produkte einfach jederzeit auf dem Markt oder im Supermarkt kaufen zu können. Einige haben ihrerseits angefangen, essbare Pflanzen an den Rand ihrer Gärten zu pflanzen mit der Einladung „Hier darf geerntet werden“.
In Zeiten von stark ansteigenden Lebenshaltungskosten ist es sinnvoll, die Bürger der Gemeinden mit kostenlosen, gesunden Nahrungsmitteln zu unterstützen. Dabei sind die Kosten für den Gemüseanbau nicht höher als die Pflege von konventionellen Grünflächen: Die Stadt Andernach beispielsweise zahlt etwa 15 Euro pro qm für die dekorativ gestalteten Gemüsebeete, während beispielsweise die Anpflanzung von “Wechselflor” also Blumen die mehrmals jährlich ausgetauscht werden, rund 58 Euro pro m2 kosten. Nur Grasflächen sind günstiger.
In Frankfurt finden regelmäßig Projekt- und Bildungstage statt zu Themen wie Pflanzschnitt, Kompost und Mischkulturen. In Kassel werden alte Obstbaumbestände gepflegt- gemeinsame Ernte-, Einmach-, Saft- und Kochaktionen organisiert, es gibt auch einen monatlichen Stammtisch, Filmabende und Vorträge. In Sachen Ästhetik und Biodiversität hat Andernach ganze Arbeit geleistet: Die geschwungenen Gemüsebeete und kreativen Kletterhilfen sehen wunderschön aus, deutlich zu sehen, dass hier professionelle Planer und Gärtner am Werk waren. Einzelne Pflanzen werden in vielfältigen Sorten angebaut, zum Beispiel rankten in einem Jahr 101 verschiedene Tomatensorten nebeneinander an der imposanten historischen Stadtmauer hoch. Die Menschen profitieren dabei vom fruchtreichen Anbau ebenso wie Wildtiere und Pflanzen – Bienen, Vögel, Eichhörnchen - und nicht zuletzt Mikroorganismen und Pilze im Boden.
Wie ist die aktuelle Lage in Hofheim? In Marxheim und in Lorsbach gibt es bereits öffentliche Kräutergärten, in denen geerntet und gelernt werden darf. Im Herbst sieht man Pilzsucher mit gefüllten Körben und Taschen aus dem Wald kommen, nicht selten haben Spaziergänger in den Streuobstwiesen einen Apfel oder ein paar Brombeeren zum direkten Verzehr in der Hand. Immer wieder wird auf Facebook nach Gärten zum Pachten gesucht oder auf der Nachbarschaftsplattform „nebenan.de“ nach Obstbäumen zum Ernten- die Lust auf Gärtnern ist deutlich spürbar. Der Boden im Rhein-Main-Gebiet bietet sich dafür an, denn er ist äußerst fruchtbar. So gut wie alle Häuser Hofheims sind auf ehemaligen landwirtschaftlichen Feldern gebaut. So erscheint es simpel wie sinnvoll neben den Äckern und Feldern der Bauern auch die grünen Zwischenräume Hofheims wieder für den Nahrungsmittelanbau nutzbar zu machen.
Katharina Kownatzki hat von den Frankfurter GemüseheldInnen viel gelernt und beim Schlendern durch Andernach Anfang August süße Riesenhimbeeren, Blaubeeren und Trauben probiert.